Montag, 3. Juni 2013

Félix J. Palma - Die Landkarte der Zeit


(720 Seiten)

Endlich habe ich dieses Buch aus... Ich muss sagen, ich bin maßlos enttäuscht!
Vielleicht sollte ich hinzufügen, dass ich recht hohe Erwartungen an diesen Roman hatte, ja sogar kurzzeitig überlegt habe, ihn mir schenken zu lassen! (Und das heißt schon einiges, da ich wirklich nur bei wenigen Büchern den Wunsch verspüre, sie zu besitzen.) So kann es, Gott sei Dank wieder zurück in die Bücherei.
Nicht nur das Cover hat mich angesprochen, besonders die Inhaltsangabe versprach eine exklusive Geschichte, die einen in einen "Wirbel der Phantasie" mit sich reißt. Und das Ganze zu Zeiten von Jack the Ripper!
Zugegebenermaßen hielt der Roman viele Wendungen bereit, die ich nicht erwartet hatte. Er gehört also nicht zu denen, bei welchen man schon nach 50 Seiten weiß, wie er ausgehen wird (nicht, dass das immer das Schlechteste ist)... aber dafür gehörte es zu den wenigen, bei denen ich tatsächlich erst über die Hälfte (hier ca. 350 - 400 Seiten!!!) lesen musste, bis ich zu einer Stelle kam, an der ich unbedingt weiterlesen wollte... Nicht, dass dieses Gefühl den Rest des Buches über angehalten hätte... wäre ja auch zu schön gewesen.

Es ist jetzt auch nicht so, dass die Geschichte total langweilig gewesen wäre, aber wenn ein durchschnittlicher Satz über 5 - 6 Zeilen geht, verliert selbst der spannendste Moment seine Wirkung.
Ja, ich habe zeitweise tatsächlich die Zeilen gezählt.
Es kam so oft vor, dass ich nicht mehr wusste, was ich da gerade lese, dass ich mich dazu habe verleiten lassen. Der längste (von mir gefundene) Satz ging über sage und schreibe 12 Zeilen!! 12!!!

Ich bin mir nicht sicher, ob sich der Autor an einer Stelle selbst aufs Korn nimmt, wenn er eine Hauptperson über einen Autor denken lässt: "Wenn es ein Verdienst gab, den Wells ihm nicht absprechen mochte, so war es sein unabweisbares Talent, in endlos langen Sätzen nichts zu sagen." Da musste ich dann ja nun doch lachen :-)

Von den vielen Hauptpersonen gab es eigentlich nur eine, deren Schicksal mir am Herzen lag. Bei den anderen war es mir irgendwie egal, wie es für sie ausging.

Eine Sache gab es jedoch, die mir besonders gut gefallen hat, und die möchte ich, bei all der Kritik, nicht unter den Teppich kehren: Es war die Art und Weise, wie der Erzähler in das Geschehen eingegriffen hat. Allwissend, wie es im Schulbuch geschrieben steht, schwebt er über dem Ganzen und mischt sich so ab und an in die Handlung ein. Das habe ich als sehr erfrischend empfunden, wurde er doch in genau dem richtigen Maße eingesetzt.

Da ich recht viel lese, habe ich auch (ob ich will, oder nicht) einige Vergleiche zur Hand. Und bei solch einem Vergleich schneidet "Die Landkarte der Zeit" eben nicht besonders gut ab.
Man kann es lesen, muss man aber nicht.

So furchtbar, dass ich die Zeit, die ich mit dem Roman verbracht habe, als verschwendet ansehe, fand ich ihn jetzt aber auch wieder nicht. Aber wie gesagt, ich habe wirklich viel mehr erwartet und hatte mich schon so darauf gefreut, von den Zeitreisen in ihren Bann gezogen zu werden.

P.S.: Wenigstens habe ich beim Lesen oft in der Sonne gelegen!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen