Dienstag, 13. August 2013

Markus Heitz - Oneiros - Tödlicher Fluch

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(615 Seiten)

"Wie ich in so mancher Lesung im Vorfeld des Buches versprochen hatte: keine Vampire, keine Werwölfe, keine Dämonen."

Wäre mir diese Teil des Nachwortes doch schon vorher bekannt gewesen... Dann wäre mir vielleicht vorher bewusst gewesen, dass sich dieser Roman von den bisherigen Markus Heitz - Büchern arg unterscheiden würde. Das blinde Vertrauen, dass ich durch Romane wie "Ritus", "Sanktum" oder "Der Judasfluch" in den Autor gesetzt habe, hat sich nun leider in Argwohn verwandelt.
Und dabei hatte ich mich wirklich darauf gefreut endlich wieder eines seiner Bücher lesen zu können! Aber es ist das schlimmste passiert, was einem meiner Meinung nach mit einem Buch zustoßen kann: Ich habe mich gelangweilt.

"In Leipzig hütet ein Bestatter ein grausames Geheimnis, in Minsk führt eine skrupellose Wissenschaftlerin tödliche Experimente durch, in Paris rast ein Airbus ungebremst in ein Flughafenterminal … Die Ermittlungen zu dem Unglück beginnen sofort – aber die Ergebnisse sind rätselhaft: Sämtliche Insassen waren schon tot, bevor das Flugzeug auf das Gebäude traf. Was die Polizei jedoch nicht herausfindet, ist, dass es einen Überlebenden gibt. Konstantin Korff, der Bestatter aus Leipzig, kommt diesem Überlebenden hingegen schnell auf die Spur, ebenso wie die Wissenschaftlerin – denn diese drei Menschen tragen denselben tödlichen Fluch in sich. Einen Fluch, der sie zu einer Gefahr für jeden in ihrer Umgebung macht …"

Also das hört sich doch wirklich nicht schlecht an!!! (Ganz abgesehen davon habe ich das Buch ja eh gelesen, bevor ich wusste worum es geht. Die Gefahr, dass ein Klappentext zu viele Informationen enthält ist einfach zu groß...)

Als man mich dann nach ca. 100 Seiten fragte, wie ich das Buch fände, hatte ich mir irgendwie noch keine Meinung bilden können. Nach den nächsten 100 immer noch nicht. Erst danach habe ich die Erkenntnis zugelassen, dass es mich nicht interessiert, wie es den Hauptpersonen ergeht, oder wie sich die Geschichte fortsetzt. Im Nachhinein glaube ich, dass ich es mir einfach nicht eher eingestehen wollte, dass dieses Buch mich anödet. Schließlich ist es ja ein Markus Heitz.

Aber die übliche Spannung ist dieses mal einfach nicht zustande gekommen. Auch Kampf- und Actionszenen vermochten es nicht mich zu fesseln. Dabei gab es davon wirklich genug. (So viele Tote, wie in diesem Buch sind mir selten untergekommen, wahrscheinlich noch nie.) Konstantin Korff war noch die Hauptperson, die ich am ehesten mochte. Nicht, dass mir sein Schicksal nicht auch egal gewesen wäre, aber die anderen waren mir nicht mal ein klitzekleines bisschen sympathisch.
Und dann noch die widerlichen, ekelerregenden Forschungen der Wissenschaftlerin von Windau. Dass ich davon keine Albträume hatte. Hier wäre ich ja noch bereit einzulenken und zu sagen, dass diese Experimente eben zu einem authentischen Bösewicht passen und meine Abscheu ein persönlicher Widerwille ist. Wäre da nicht der Versuch gewesen von Windau als liebende Mutter, die nur das Wohl ihres Sohnes im Sinn hat, darzustellen. Tja, dieser Versuch ist leider in die Hose gegangen. Es passte einfach alles nicht zusammen.

Manchmal hatte ich das Gefühl, ich sehe Schauspieler in einem Stück, in dem ihnen ihre eigenen Rollen nicht gefallen;als würden sie nicht in das für sie gefertigte Kostüm passen.

Außerdem konnte ich den Eindruck nicht loswerden, dass Markus Heitz sich in die ein oder andere Sackgasse verlaufen hat.
So wird zu Beginn, ein vielversprechender Anwärter für die Stelle des Gehilfe des Bestatters vorgestellt, der aber im weiteren Verlauf des Buches nur noch einmal als Bote fungiert und ansonsten gar nicht mehr auftaucht.
Auch die aufwendig geschilderte "Restaurierung" des bekannten französischen Models Lilou, stellt sich letztendlich als Einbahnstraße heraus.
Je mehr ich mich an die "scheinbar" sinnlosen Szenen zu erinnern versuche, desto mehr fallen mir ein.
Die einzelnen Ideen möchte ich hier auch gar nicht als wertlos darstellen, doch wäre es vielleicht ratsam gewesen, sie auf verschiedene Bücher aufzuteilen und nicht alle in eins zu stopfen. So wirken sie verloren und fehl am Platz.

Vielleicht hatten alle diese Szenen eine tiefere Bewandtnis, die ich nur nicht erkennen konnte (wahrscheinlich war der Sinn der ganzen Erzählung unter zu vielen Leichen begraben...).

Doch es gibt auch eine Sache, die ich hier lobend erwähnen möchte, und das sind die Märchen und Sagen über Tod, die immer mal wieder eingefügt wurden. Zur Lösung des Rätsels trugen sie zwar nicht wirklich bei, doch sie waren nett anzuschauen und ein künstlerisches Beiwerk.

Der Schluss: Zugegebenermaßen war er überraschend und wies endlich etwas von Markus Heitz üblicher Handschrift auf. Dass es ein halboffenes Ende sein musste, möchte ich hier nicht kritisieren, da das nun wirklich Geschmacksache ist. Ich hätte es natürlich lieber etwas abgeschlossener gehabt, aber gut.

In seinem Nachwort hält sich Markus Heitz eine Fortsetzung des Romans offen, hat dies jedoch eigentlich nicht vor. Abgesehen davon, dass mir das Buch nicht gefallen hat, hoffe ich auch so, dass er es dabei belässt. Ein Teil der Handlung würde sich wohl zweifellos wiederholen und somit wären nicht gerade die besten Voraussetzungen für einen gelungenen zweiten Teil gegeben.

Ich war wirklich froh, als ich "Oneiros" dann endlich aushatte...



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