Donnerstag, 5. September 2013

A. Lee Martinez - Gott im Unglück

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(400 Seiten)

„Er ist ein Waschbär. Er trägt Hawaiihemden. Er feiert Partys. Er ist ein Gott. Und er raubt der Menschheit den letzten Nerv. Teri und Phil sind ein junges, modernes, erfolgreiches Paar. Sie waren bislang nie darauf angewiesen, sich einen persönlichen Gott zuzulegen, der ihnen Schutz gewährt. Doch jetzt, als Phil seine Beförderung versagt wird, ändert sich die Lage. Und so bestellt er einen Gott im Internet. Die meisten Götter aber verlangen Blut, Geld, Opfer und Keuschheitsgelübde als Gegenleistung. Nur Luka, der Waschbärengott des Wohlstands, ist bescheidener – er möchte lediglich ein paar Tage bei Teri und Phil auf der Couch liegen. Doch das ist nur der Anfang. Denn der Waschbärengott hat nicht vor, wieder zu verschwinden. Und er lädt alle seine Freunde zur Einweihungsparty ein. Gar nicht zu sprechen von seinen Feinden, die auf der Jagd nach Luka noch jeden Menschen aus dem Weg geräumt haben …“


Stellt euch vor, ihr würdet in einer Welt leben, in der es vollkommen normal ist, sich seinen Gott im Internet zu bestellen. Je nach Größe der Wünsche, die er erfüllen soll, opfert man einfach das ein oder andere und schon bekommt man was man will!
Euer Vorgarten könnte einen grüneren Daumen vertragen?!? Die Nachbarn schauen schon ganz mitleidig auf eure vertrockneten Petunien?! Kein Problem! Verpflichte dich doch einfach Priapos, dem griechischem Gott der Fruchtbarkeit! Ein kleines Blutopfer am Tag und schwupps… eure Petunien sehen aus wie neu!
Den grünen Daumen habt ihr selber, aber ihr könntet etwas Nachhilfe in Sachen Liebe gebrauchen?!? Hier ist die Auswahl an Göttern natürlich besonders groß! Doch Achtung: Je mächtiger der Gott, umso größer sind die Opfer die er fordert. Einen kleinen Altar in der Ecke stört sicherlich keinen, aber es muss ja nicht gleich eine überdimensionale Statue im Garten sein, der jeden Tag eine Kuh geopfert werden muss…
Um solchen Überraschungen vorzubeugen, schaue dir doch einfach die „Bewerbungsvideos“ der einzelnen Götter im Internet an!!! Hier erklären sie dir genau, was du von ihnen bekommst und was sie dafür von die verlangen! Naja, vielleicht nicht immer ganz so genau…

Teri und Phil haben bei „ich möchte nur ein bisschen in euer Haus einziehen“ mit Sicherheit nicht damit gerechnet, dass am nächsten Tag der tatsächliche Waschbär-Gott Luka mit Sack und Pack und Sonnenhut bei ihnen vor der Tür steht… Sie hatten eher an ein paar kleine Gedenkstätten in der Wohnung gedacht… jetzt ist er aber nun mal da und er mag es gar nicht, wenn man ihn nicht willkommen heißt (wo man ihn doch gerade erst gerufen hat…) So ein Gott des Glücks kann auch ganz schnell dafür sorgen, dass man eine Pechsträhne nach der anderen hat… Ein verschütteter Kaffee auf der Bluse hier, ein zerstochener Fahrradreifen da… Nach ein paar Stunden reinen Pechs sieht die Aussicht einen kleinen süßen Waschbären in seiner Wohnung zu beherbergen doch gar nicht mehr so übel aus!


Ehe sie sich versehen haben sie auch noch den gefiederten Schlangengott Quetzalcoatl am Hals. Als Kumpel von Luka taucht er einfach irgendwann bei ihnen auf und quartiert sich bei ihnen auf dem Sofa ein. Bei seinen Gläubigern in Ungnade gefallen, ist Quick (wie er sich nun rufen lässt) auf dem Tiefpunkt seiner Götterkarriere angekommen und leidet still (naja…) vor sich hin.

Mir persönlich ist diese jammernde Göttlichkeit tatsächlich am sympathischste gewesen! Über seine vergangenen Taten nachdenkend und auf der Suche nach dem neuen Sinn seines Daseins, ist er irgendwie richtig nett!


Also ich muss schon sagen, die Idee mit den Göttern aus dem Internet hat mir richtig gut gefallen! Auch die Wahl des Waschbär-Gottes war mit Sicherheit nicht dumm: Er ist witzig, er ist eigentlich ganz nett und vor allem ist er ja sooo süß! Alles in allem eine tolle Idee!

Kommen wir jetzt einer Sache, die mir etwas auf die Nerven gegangen ist und dadurch fast alles kaputt gemacht hat: Zu viel Witz. Zu wenig inhaltliche Tiefe. Ich hatte das Gefühl Martinez hat versucht einen mega-lustigen Roman zu schreiben, bei dem alle vor Lachen auf dem Boden liegen. Leider ist er etwas übers Ziel hinaus geschossen oder besser gesagt, hat das eigentliche Ziel des Buches, die Geschichte an sich, aus den Augen verloren. Indem er zwanghaft versucht jedes kleinste Detail so witzig wie möglich zu gestalten, hat er genau das Gegenteil erreicht. Ich hatte keine Lust mehr weiterzulesen (hab ich natürlich trotzdem). Witzig fand ich irgendwann kaum mehr etwas, es war einfach das Gleiche wie drei Seiten vorher auch schon. Das war wirklich schade, denn dem Ganzen lag eine tolle Idee zu Grunde.

Ich werde dem Autor bestimmt nochmal eine Chance geben, denn die Hoffnung, dass er es auch besser kann, habe ich definitiv noch nicht aufgegeben. Es war ja auch kein schlechtes Buch, nur wurde es mit der Zeit ziemlich nervig.

Trotzdem war es in diesem Moment genau das richtige Buch für mich, denn ich war gerade erst in mein „Harry-Potter-Loch**“ gefallen und brauchte etwas locker-leichtes, das mich da wieder herausholte. Seinen Zweck hat das Buch also trotzdem erfüllt!




Abschließend noch eine Unrichtigkeit, die ich hier und jetzt aus der Welt (zumindest aus meiner kleinen Blogger-Welt!) räumen möchte:

Auf verschiedenen Seiten wird mit dem folgenden Zitat geworben:
 
»A. Lee Martinez ist der amerikanische Terry Pratchett.« graspingforthewind.com

Diese Behaupten aufzustellen und dann auch noch zu verbreiten ist eine bodenlose Frechheit.
A. Lee Martinez kommt nicht annähernd, nicht auch nur ein klitzekleines bisschen an Terry Pratchett, dem Meister der parodistischen Fantasy-Romane, heran. Dieser Vergleich ist eine Beleidigung, eine Anmaßung sondergleichen.

A. Lee Martinez mag witzig schreiben und neue Ideen mit ins Spiel bringen, doch war mir bei ihm alles zu viel des Guten und ich war froh, als es vorbei war. Es reichte einfach irgendwann. Und hier kommt der größte Unterschied: Dieser Moment tritt bei Terry Pratchett nie ein. Er hat absolutes Suchtpotential und ich kann einfach nie genug davon bekommen!

So! Das musste mal gesagt werden!

 
** „Harry-Potter-Loch“: Ich liebe diese Bücher einfach über alles, doch haben sie auch einen Nachteil: Jedes Mal, wenn ich sie ausgelesen habe, falle ich in ein tiefes Loch und trauere ihrer Welt nach. Ich kann direkt danach kaum etwas anderes lesen. Für eine andere geniale Fantasy-Geschichte bin ich in diesen Momenten einfach nicht bereit. Also brauche ich ein Buch, das mich da wieder herauszieht. Oft lese ich ein Kinderbuch, oder eben, wie in diesem Fall, etwas Lustiges.

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