Donnerstag, 17. Oktober 2013

Agatha Christie - Alibi

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(197 Seiten)

"«Jeder hat etwas zu verbergen», erklärt Hercule Poirot. Und tatsächlich wird gemunkelt in dem beschaulichen Dorf, in das sich Poirot zurückgezogen hatte, um Kürbisse zu züchten: Mrs Ferrars soll ihren Mann vergiftet haben. Dann stirbt sie selbst an einer Überdosis Veronal. Wurde sie vielleicht erpresst? Und hatte sie tatsächlich eine Affäre mit Roger Ackroyd? Der wird schließlich mit einem tunesischen Dolch erstochen aufgefunden. Und sein Stiefsohn ist spurlos verschwunden. Vielleicht weiß ja der Vertrauen erweckende Dr. Sheppard wo er sich aufhält, doch der nimmt es mit der ärztlichen Schweigepflicht sehr genau..."
 
Wer hat ein Alibi? Wer gibt wem ein Alibi? Zu welcher Zeit braucht man überhaupt ein Alibi? Durch den Titel darauf aufmerksam gemacht, kommt man gar nicht drum herum sich all diese Fragen zu stellen.
Ein Herrenhaus mit unzähligen Verdächtigen. Doch jeder von den Anwesenden scheint ein Alibi zu haben! Alle Spuren scheinen unumgänglich zu ein und derselben Person zu führen. Doch was wäre, wenn die Tatzeit doch eine andere gewesen ist und die ganzen Alibis somit unnütz wären???

Zusammen mit dem Dorfarzt Dr. Sheppart enthüllt Hercule Poirot jedes noch so kleine Detail! Nichts bleibt ihm verborgen, wenn er erst einmal seine "kleinen, grauen Zellen" einsetzt.

"In Wirklichkeit", bemerkte ich, "weiß niemand, wo er ist."
"Mit Ausnahme von Hercule Poirot, was?" fragte Raymond.
Poirot beantwortete die Neckerei des anderen in vollem Ernst.
"Ich? Ich weiß alles. Merken Sie sich das."
(S. 179)
 
Von sich selbst so sehr überzeugt, dass einem einfach nichts anderes übrig bleibt, als ihn eitel und eingebildet zu nennen, ist Hercule Poirot doch in keinster weise unsympathisch. Ganz im Gegenteil. Seine Art hat eben einfach Stil.
 
"Oh! Ich verstehe vollkommen, Sie haben  mich als komisch, vielleicht sogar als lächerlich beschrieben? Das macht nichts. Auch Hastings war nicht immer höflich. Ich - ich stehe über solchen Nebensächlichkeiten."
 (S. 176)
 
Eigentlich hatte Hercule Poirot sich zur Ruhe gesetzt. Anonym wollte er sich der Kürbiszucht widmen. Doch solch ein weit Verbreiteter Ruf lässt sich nicht lange Verbergen. Es dauert nicht lange, da wird er gebeten den geheimnisvollen Mord an Roger Ackroyd aufzudecken.
 
Welch ein Glück für uns Leser, dass er sich dazu entschlossen hat, diesen Fall anzunehmen, denn sonst wäre uns ein großartiger Fall vorenthalten geblieben!  
 
"Alibi" ist in kurzer Zeit der 5. Agatha Christie - Krimi, den ich gelesen habe. Man müsste doch meinen, dass ich mich so langsam an die Vorgehensweise gewöhnt habe, und das wenigstens mein Verdacht in die richtige Richtung geht.
Aber nein. Entweder ich habe nicht einmal einen Verdacht, wer der Mörder sein könnte, oder aber ich liege völlig daneben. Den Tathergang nachzuvollziehen, versuche ich ja gar nicht erst. 
Es scheint alles so verworren und doch ist am Ende, wenn einem Hercule Poirot die Lösung ausbreitet,  alles logisch und klar. Trotzdem hatte ich bisher noch kein "Ja klar, da hättest du auch selbst drauf kommen können!"- Erlebnis.
 
Wenn ich so eine Geschichte schreiben würde müsste ich mir erst mal zehn verschieden Mindmaps aufmalen, damit ich nicht selber den Überblick verliere. Aber für Agatha Christie schien es eine Leichtigkeit zu sein, den Leser zu verwirren und gleichzeitig selber ununterbrochen die Zusammenhänge klar vor Augen zu behalten. Bewundernswert!
 
Also wirklich, ich wäre im Traum nicht auf diese Lösung (vom Lösungsweg ganz zu Schweigen) gekommen!
 
Auch wenn ich mich wiederhole: Ein Meisterwerk! 

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