Freitag, 15. November 2013

Agatha Christie - Mord im Pfarrhaus

http://img.zvab.com/member/c2852b/33273516.jpg
 (282 Seiten)

Miss Marples erster Fall
„Ausgerechnet am Schreibtisch von Hochwürden wird Colonel Protheroe erschossen aufgefunden. Da genügend Gemeindeglieder allen Grund hatten, den Kirchenvorsteher ins Jenseits zu befördern, ist es Pfarrer Clement besonders unangenehm, dass er selbst gesagt hatte, der Menschheit würde damit ein großer Dienst erwiesen. Wie gut, das sich Miss Marples Gartentor zur Pfarrei hin öffnen lässt.“
 
Wie oben bereits zu lesen ist: Miss Marples erster Fall!!! Wenn auch nicht der erste, den ich von ihr gelesen habe; nein, ich habe nämlich intelligenterweise habe ich natürlich ihren letzten Fall als erstes gelesen: „Ruhe unsanft“. Doch was mich in anderen Fällen enorm ärgern würde, ist hier nur halb so schlimm. Im Gegensatz zu den Filmen ist es in den Büchern nicht Miss Marple selbst, die im Vordergrund steht und ermittelt, sondern in jedem ihrer Fälle jemand anders. Wurde z.B. in „Ruhe unsanft“ das Geschehen aus der Sicht der frisch verheirateten Gwenda Reed geschildert, so ist hier die Perspektive von Reverend Leonard Clement, dem Dorfpfarrer von St. Mary Mead gewählt worden.
Letztendlich ist zwar jeden Mal Miss Marple diejenige, die den Fall durchschaut und das Verbrechen aufklären kann, doch spielt sie ansonsten eher eine Nebenrolle.
 
Ihr erster Auftritt ist, wenn man es genau nimmt, der einer Dorfklatschbase! Zusammen mit ein paar anderen älteren Damen ist sie zum Kaffeetrinken bei Griselda Clement, der Frau des Pfarrers, eingeladen. Diese hält nicht besonders viel von der alten Dame: „Wiederliche alte Katze", sagte Griselda, sobald die Tür geschlossen war. (S 24)
Verständlich. Eine Nachbarin, deren liebstes Hobby es ist „Vögel“ mit dem Fernglas zu beobachten, wünscht man sich nun nicht unbedingt!
Doch als begeisterter Miss Marple Fan, kann ich nicht anders: Auch diese schrullige Seite an ihr finde ich absolut liebenswert! Nun gut, als Leser ist das vielleicht auch etwas leichter, als als direkter Nachbar!
 
Was soll ich sagen?! Auch dieses Mal war ich wieder mal voll auf dem Holzweg… Dabei hatte ich mir so viele schöne Verschwörungstheorien zusammengestellt! Weder Mörder noch Tathergang konnte ich erraten. Letzteres ist aber glaube ich sowieso unmöglich. So verworren, wie die ganzen Fälle immer sind…
Aber lassen wir das ;-) In dieser Hinsicht heule ich mich ja fast jedes Mal hier aus…
 
Wie hat mir das Buch denn jetzt gefallen? Gut. Sehr gut sogar, aber nicht ganz so gut, wie die anderen, die ich bisher gelesen habe. Man merkt einfach, dass sich die Figur „Miss Marple“ nach und nach immer mehr verfestigt hat. Sie ist nicht mehr nur die schrullige, alte Dame aus der Nachbarschaft, die ein paar Glückstreffer landet, sondern anerkannter „kriminalistischer Kopf“, der auch über die Grenzen des Dorfes St. Mary Mead hinaus bekannt ist!
 
Hier noch schnell ein kurzes Zitat des Pfarrers über Mis Marple :-)
"Miss Marple ist eine weißhaarige alte Dame mit freundlichem, einnehmenden Wesen, Miss Wetherby eine Mischung aus Essig und Sentimentalität. Miss Marple ist die weitaus Gefährlichere von beiden." (S. 18)
 
Zu Beginn des Buches hatte ich erst ein paar Bedenken. Es war mir erst nicht so ganz geheuer, dass der Pfarrer die Hauptrolle spielen sollte. Auf das Vorbereiten von Predigten etc. kann ich nämlich gut und gerne verzichten. Doch ich hätte es besser wissen müssen! Natürlich wurde die eigentliche Arbeit eines Pfarrers mehr oder weniger in den Hintergrund gedrängt. Wenn überhaupt, ist es hier seine Aufgabe als Beichtvater, der etwas mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird ;-) Aber was soll man machen, wenn nun mal der Großteil der Dorfbewohner etwas zu verbergen hat und sie nach dem Mord alle das Bedürfnis haben ihre Sünden und kleinen Vergehen jemandem anzuvertrauen. Die ein oder andere pikante Geschichte macht den Fall doch erst so richtig interessant!!! Da bietet sich die Gestalt des Pfarrers ja wirklich geradezu an!
Hinzu kommt noch, dass der Reverend Clement selbst nicht unbedingt das typische Bild eines Pfarrers darstellt. Schon alleine seine Ehe zu der, um einiges jüngeren, nicht unbedingt „geeigneten“ Griselda lockert das Ganze um einiges auf!
 
Alles in allem ein schöner Einstieg für Miss Marple!!!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen